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Preproduction 2: Storyboard, Maske, Kamera und Mikrotests (Mai - September 2007)

Eigentlich haben wir fast alles. So oder so ähnlich haben wir uns das zumindest gedacht. Doch diese Meinung sollte sich sehr schnell ändern. Nachdem mir sehr schnell klar war, dass wir ohne Ahnung nicht einfach drauf los filmen konnten, hieß es erst einmal lesen, Filme bewusst anschauen usw... Da es noch genug zu lernen gab, in Bezug auf  Kameraführung und –bedienung, haben wir uns dazu entschieden ein Videostoryboard zu machen. Also zu jeder Location zwei bis fünf mal gefahren und jede einzelne Einstellung durchgegangen. Ein Haufen Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Erstens konnten  wir uns ausgiebig mit Kamera und Mikro auseinandersetzen (hier kam auch die Entscheidung ein Weitwinkelobjektiv zu kaufen) und zweitens hätten die Drehtage sicherlich drei oder vier mal so lange gedauert wenn wir kein Storyboard gehabt hätten.


Sehr schnell wurde mir zudem klar, dass wir vor allem für das Finale nicht nur viel Blut sondern auch wenigstens  ein paar Grundkenntnisse im Schminken haben müssen. Also alle Utensilien besorgt, mich 5 Tage eingeschlossen und geschminkt wie ein Blöder. Das Ergebnis ist sicher nicht perfekt, aber es wird passen.
Nebenbei habe ich es noch irgendwie geschafft meine Diplomarbeit fertig zu bekommen und abzugeben. Dem Drehen stand also nicht mehr im Wege. Langsam steigt die Anspannung.
Ach ja, eines noch. Das was sich hier so wunderschön geordnet und übersichtlich anhört war in Wahrheit ein totales Durcheinander. Das Drehbuch wurde während dem Storyboarden  noch unzählige Male geändert, die Locations wechselten je nach dem, welche Szenen im aktuellen Drehbuch überhaupt noch enthalten waren. Dialoge wurden teilweise erst beim Drehen geschrieben. Einstellungen während dem Filmen geändert. Alles in Allem wohl ganz normales Filme machen.


Erster Drehtag (August 2007)

Szenen: Gespräch zwischen Tom und Mike – Rückblende

Schauspieler: Dominik Schilling, Tobias Adam

Dauer: 2,5 Stunden

Eigentlich nur einmal als Test für Alles gedacht: Kamera und Mikro, Dolly und  Schauspieler. Keiner von den Beiden hatte ja irgendeine Erfahrung mit Schauspiel. Aber was solls? Erstens müssen wir ja irgendwann anfangen und zweitens glaube ich fest daran, dass sie das hinbekommen. Außerdem ist das Ganze ja nur ein Test.
Also am Nachmittag zur Location gefahren. Zumindest ist mal jeder pünktlich aber leider haben die Zwei keine Ahnung von ihrem Text. Ganz im Gegenteil: „Welche Szenen drehen wir heute? Wie heiß ich im Film?“ Oh mein Gott, wenn das so schon losgeht. Also erst einmal die Szene ohne Kamera durchgespielt; mit dem Drehbuch in der Hand, und das ungefähr 20mal. Dann einfach einmal die Kamera laufen lassen. Wird doch langsam. Leider wird es langsam kalt und so ziehen sich die Darsteller noch einmal um – also die ersten acht aufgenommenen Minuten für den Arsch. Aber wenigstens können sie jetzt ihren Text und außerdem ist das Ganze ja nur ein Test. Satz für Satz noch einmal durchgegangen, Tonlagen und Betonungen verändert, Satzteile raus gelassen und auf einmal war da ein richtig gutes, flüssiges und glaubwürdiges Gespräch. Die Beiden ziehen das ziemlich professionell durch (auch wenn einer ab und zu Grimassen schneidet, wenn nur der andere im Bild ist). Insgesamt drehen wir das Gespräch aus sieben verschiedenen Perspektiven. Und am Ende passt alles. Erstes tiefes Durchatmen denn die Schauspieler haben mich echt überzeugt. Für Laien war das ganz großes Kino. Kein nochmaliges Drehen nötig, Material wird genommen und den Beiden dämmert so langsam auf was sie sich da eingelassen haben.




Zweiter Drehtag (September 2007)

Szenen: Von Tom belauschtes Gespräch zwischen Mike und Isabelle – Rückblende, Das Treffen an der Hütte, Szene nach dem Zurückkommen vom See zur Hütte

Schauspieler: Anja Gerter, Tobias Adam, Dominik Schilling

Dauer: 11 Stunden

Treffpunkt 8 Uhr. Alle pünktlich. Anja lernt zum ersten Mal das Team kennen. Nun, hoffentlich funktioniert das Alles so, wie ich mir das gedacht habe. Kleine Rede zur Auflockerung gehalten („Keine Panik wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, wir können so viele Takes machen wie wir wollen“, „Probiert ruhig verschiedenes aus…“) und los geht’s.
Am Anfang etwas holprig aber schon nach zehn Minuten löst sich die erste Anspannung. Die Darsteller verstehen sich blendend. Erste Witze werden gemacht. Dominik (der hinter der Ecke das Gespräch zwischen Mike und Isabelle belauscht) wird auf einen  Mineralwasserkasten gestellt, da er sonst zu klein wäre und sorgt damit für zusätzliche Aufheiterung. Kurze Szene und ziemlich schnell war auch schon alles geschafft. Einziges Problem war unser Dolly da gleichzeitiges Fahren und Schwenken niemals flüssig zu schaffen war. Also einfach alles mit dem Stativ auf der Schulter gedreht.


Weiter geht’s. Nun kommt die größte Szene im ganzen Film, zumindest laut Drehbuch (das Treffen von Tom, Mike und Isabelle an der Hütte). Nach und nach bekommen wir die einzelnen Shots in den Kasten. Dann muss erst einmal das Klohäuschen  freigeschaufelt werden um die Tür überhaupt auf zu bekommen. Am Ende fehlt nur noch die Einstellung in der Dominik auf den Boden geschmissen wird. Läuft einwandfrei, sieht auch gar nicht so schlecht aus. Ernüchterung kommt erst bei Sichten  des Materials. Anschlüsse verpatzt, Mikro im Bild, Sachen im Hintergrund vergessen, schlechte Einstellungen gewählt… Da müssen wir zumindest ein Paar Dinge noch einmal nach drehen und selbst dann wird die Szene nicht perfekt werden. Das  nennt man wohl Lehrgeld bezahlen.

Langsam ist es auch schon Nachmittag. Die Darsteller fallen in das erste Motivationsloch als die Location gewechselt wird. Mittlerweile drehen wir seit 6 Stunden. Ich finde es einfach nur geil. Also versucht das Team weiter zu motivieren und ziemlich  schnell sind alle wieder bei der Sache. Gespräch an der Hecke als die Drei vom See wieder kommen in sechs verschiedenen Einstellungen gedreht, wieder und wieder und wieder…Vielleicht war ich in dem Moment einfach überkritisch aber irgendwas  hat immer nicht gepasst. Ingesamt hat das Gespräch 3 Stunden gedauert. Die Darsteller waren jetzt langsam wirklich am Arsch aber noch gibt’s keine Gnade. Die Einstellungen in denen Tom, Mike und Isabelle im Wald davon rennen, müssen noch  in den Kasten. Licht wird langsam kritisch, also noch einmal alle Kräfte zusammen genommen. Alles läuft einwandfrei. Letzte Einstellung wie die drei über den Baumstamm springen und in den wohlverdienten Feierabend rennen abgefilmt. „Ziemlich  anstrengend aber einfach nur genial“ waren meine Gedanken als ich um 21 Uhr daheim war. Jetzt nur noch die Bänder anschauen und dann ein bisschen schlafen bevor es morgen weiter geht...



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