Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

ZdS > ZdS - Produktionstagebuch

Nach dem letzten Film ist vor dem Nächsten

Da saßen wir also, Tobias Liekefett und ich. Unser erster Film A God Damn Day war fertig gestellt und irgendwie brauchten wir erst eine kleine Auszeit. Dass wir weiter Filme machen wollen war ziemlich schnell klar aber zwischen dem Entschluss und dem tatsächlichen Tun ist ja dann doch noch ein kleiner Unterschied. Beruflich  und privat standen bei uns beiden einige Veränderungen an und so dauerte es schon seine Zeit bis wir wieder frisch genug waren um uns an ein neuen Film zu machen. Als wir dann langsam angefangen haben, stand als erstes die Fehleranalyse des letzten  Werks an – ziemlich erschreckend was einem alles so auffällt wenn man erst einmal etwas Abstand gewonnen hat.
Die Zielsetzung für den nächsten Film stand daher fest: Besser werden. Es klingt vielleicht simpel aber das war unser Ziel: Sich einfach in jeder Hinsicht (Buch, Kamera, Regie, Ton, Schnitt)  zu verbessern. Thomas Häusl (Tom), der schon bei A God Damn Day rein geschnuppert hat, war diesmal von Anfang an dabei und so konnte es los gehen…endlich wieder einen Film machen.




Das Drehbuch oder "Stimmen in meinem Kopf"


Da wir uns von Anfang an einig waren, dass wir einen Thriller machen wollten war die Ideensuche diesmal deutlich zielstrebiger als bei unserem Erstlingswerk. Wir überlegten uns einfach welche Geschichte in einer abgelegenen Hütte (die gleichzeitig als Location und Unterkunft dienen sollte) spielen konnte. Wie wir dann konkret auf den Plot von „Zeichen der Schwäche" gekommen sind, weiß ich gar nicht mehr. Es hat auf jeden Fall lange gedauert, viele Abende an denen wir zusammen diskutiert haben, Einfälle verworfen haben und in Sackgassen gerannt sind. Irgendwann kam dann die zündende Idee, wir hatten die Frage um die sich der Film drehen sollte: „Würdest Du dich umbringen um einem anderen das Leben zu retten?". Als die Grundidee geboren war, wurde der Plot nach und nach entwickelt. Die Vergiftung schien uns eine schöne Möglichkeit um die Frage den Charakteren direkt zu stellen. Dabei sollte der Film für den Zuschauer auf mehreren Ebenen funktionieren. Zum einen war da die Frage welche der Personen im Film diejenige ist, welche die anderen vergiftet hat, zum anderen wollten wir den Zuschauer dazu animieren darüber nachzudenken weshalb Menschen sich für andere opfern. Zusätzlich war die Hoffnung  da, dass sich der Zuschauer aufgrund der unterschiedlichen Wege welche die Charaktere im Film einschlagen die Frage stellt „Wie würde ich reagieren?".
Das Schreiben an sich ist dann für mich ein sehr merkwürdiger Prozess. Mal schreibt man 2 Stunden an vier Zeilen und schmeißt dann alles wieder in den Papierkorb, mal sprudeln die Ideen aus einem heraus. Irgendwann aber kam ich zu dem Punkt an dem es dann schließlich Klick gemacht hat. Es war, als würden die Charaktere im Film mit mir reden. Klingt ein bißchen verrückt aber es war wirklich so. Die Personen waren für mich mittlerweile so real, dass ich sie vor meinem geistigen Auge sehen konnte. Teilweise habe ich einfach nur aufgeschrieben wie sie in der jeweiligen Situation reagiert haben. Na ja, klingt jetzt wirklich durchgedreht aber besser kann ich es einfach nicht beschreiben. Tobias Mayer kam dann noch dazu und hat uns aus ein paar Sackgassen befreit und dem Film noch ein paar frische Dialoge und Ideen verpasst. Mit Abstand am längsten hat der Monolog für den Vor-und den Abspann gedauert. Wenn wir für jedes Umschreiben einen Euro bekommen hätten, dann hätte sich der Film von alleine finanziert.

Locations oder "Urlaub auf Filmsets"



Schon ziemlich zu Beginn haben wir das Herz des Films gesucht: Die Hütte im Wald in dem der Hauptteil des Film spielen und die gleichzeitig als Unterkunft für alle dienen  sollte. Angefangen mit der Suche haben wir natürlich im Internet. Aus zahlreichen Angeboten haben wir uns schließlich 5 Favoriten ausgesucht. Dann haben Thomas Häusl und ich uns auf den Weg gemacht um uns eine Woche lang Hütten und Ferienhäuser in Deutschland und Österreich anzuschauen. Manche Häuser waren zu dem Zeitpunkt nicht belegt und so sind wir um zugeschlossene Hütten herumgeschlichen und haben versucht durch die Fenster zu schauen um zu erahnen wie das Innere denn aussieht. Andere Häuser waren bewohnt und die Mieter waren so nett uns einmal ins Innere der Hütten zu lassen.

Abgesehen von dem Spass den wir hatten, war die Woche aber ein totaler Reinfall. Keine der Hütten erfüllte alle Kriterien die wir brauchten. Einige sahen einfach sehr unfilmisch aus (eine schöne Umschreibung für Scheiße), andere hatten nur Plumsklos und waren daher für die Darsteller nicht zumutbar und wieder andere waren nicht abseits genug gelegen oder waren zu klein oder ohne richtigen Strom... Ich könnte mit der Aufzählung ewig weiter machen aber das Ende vom Lied war, dass einfach keine passte. Von daher hieß es zurück auf Anfang und noch einmal im Internet zu suchen anfangen. Schließlich wurden wir auf einer Seite fündig, die Ferienhäuser in Tschechien anbot. Schon als wir die ersten Bilder der Hütte im Internet gesehen haben war klar: Dort wollen wir drehen. Also haben wir sie einfach für eine Woche gemietet und es ging auf  nach Koryta, eine tschechische Metropole mit 138 Einwohnern in der Nähe von Pilsen. Im Dorf angekommen wurden wir vom Vermieter mit den lockeren Worten: „Fahrt mir einfach nach" empfangen.  Dass er einen Jeep hatte und wir nicht war ein kleines Detail das wir bald bemerken sollten. Das erste Stück war noch Schotterweg, dann kam ein ungesicherter Waldweg bei dem es an der Seite sicher 20 Meter steil nach unten ging. Anschließend wurde die Steigung recht extrem und die tiefen Spurrillen sorgten für leichte Geräusche vom Unterboden. Einfach ignorieren und hoffen dass alles gut geht. Irgendwann kamen wir dann schweißgebadet in einer Talsenke an. Hier mussten wir unsere Autos stehen lassen denn es gibt nur zwei Möglichkeiten um zur Hütte zu gelangen: Einen 15minütigen Fußmarsch über eine recht schmale und nicht gerade sehr vertrauenserweckende Holzbrücke oder per Jeep durch den Fluss. Alles also ziemlich aufwendig und schwierig zu erreichen aber als wir schließlich an  der Hütte ankamen und zum ersten Mal den riesigen Ess/Wohn/Küche-Raum im Erdgeschoss gesehen haben war klar: Wir haben unseren Drehort gefunden. Auch um die Hütte herum gab es genug Platz um einige Szenen zu drehen. Wir haben dann direkt vor Ort die Story weiter entwickelt, unzählige Fotos und Testaufnahmen gemacht und waren „Zeichen der Schwäche" schon ein bedeutendes Stück näher gekommen.
Ziemlich gegen Ende der Preproductionphase gingen Tobias Liekefett und ich noch in den bayerischen Wald um ausgerüstet mit Google (Maps und Earth) und einem Zelt auf Locationsuche für die Wanderung zu Beginn des Films zu gehen. Wir haben uns Flüsse, Wasserfälle, schöne Waldwege und Gebirgszüge angeschaut. Einfach ein paar wunderschöne Flecken Erde in Deutschland. Am Ende hatten wir drei Drehorte die einfach geil aussahen (das Wichtigste) und trotzdem einigermaßen einfach zu erreichen waren: Den Pfahl bei Viechtach, den großen Arbersee und die Rieslochwasserfälle. Dass sich eine Location auf knapp 1000 Meter Höhe befindet sollte sich später noch böse auswirken.

© by Harder Life Pictures 2017
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü